mit Ton (Keramik) als weitere Handwerkskünste auch schon recht früh das Flechten, Wirken und das Weben auf. Beim Flechten von Haaren zu einer kunstvollen Frisur oder von dünnen Ruten zu Körben kreuzen sich die Fäden diagonal. Beim Weben hingegen werden Kettfaden und Schussfaden rechtwinklig miteinander verkreuzt. Dabei bilden die Kettfäden den Träger, in den man die Schussfäden über die gesamte Webkante einzieht. Im Unterschied zu dieser Webtechnik werden beim Wirken die Schussfäden nicht durch die gesamte Webbreite eingearbeitet, sondern immer nur bis zum Rand einer bestimmten Farbfläche hin- und zurückgewirkt. Auf diese Weise lässt sich mit den Fäden ein farblich differenziertes Bild konzipieren. Ähnlich funktioniert auch die Technik des Teppichknüpfens. Die frühesten Bildwirkereien finden sich als Grabbeigaben in Alt-Ägypten. Den ältesten geknüpften Teppich aus der Zeit 500 v. Chr. fand man ebenfalls in einem Grab, und zwar in der Äusseren Mongolei. Wegen der Vergänglichkeit des Materials sind uns aus der Antike jedoch kaum textilkünstlerische Überlieferungen erhalten. Wohl um 330 v. Chr. gelangten Orient-Teppiche durch die
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Eroberungszüge Alexanders d. Gr. erstmals nach Griechenland. Diese Teppiche haben ihren Ursprung in der Kultur der Nomaden: In unterschiedlicher Größe, Breite und Länge konnte man sie zusammengerollt bequem transportieren, den Boden der Zelte damit auslegen, die Zelteingänge abdichten und den Schlafplatz im Zelt damit abpolstern. Auch Satteldecken und Packtaschen fertigten diese Hirtennomaden aus Teppichmaterial, dessen Rohstoff ihnen ihre Schaf- und Ziegenherden lieferten. Bei der farblichen Gestaltung und der ornamentalen Formensprache entwickelte jeder Stamm sein eigenes emblematisches Muster. Dabei verzichteten die Teppichknüpfer konsequent auf figurative Formen oder szenische Darstellungen mit einer Illusion von Raumperspektive. Stattdessen konzentrierten sie sich ausschließlich auf eine flächig ausgebreitete Ornamentik, von der sich später in vielen orientalischen Ländern die Architekten inspirieren ließen, als sie diese Teppichmuster in Mosaike zur Dekoration von Deckengewölben, Wänden und Böden übertrugen. Mit dieser ornamental orientierten Konzeption grenzen sich im arabischen Kulturraum die Teppichkunst und das Dekor der Architektur