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Länder ebenso belegt ist wie für Südamerika und Europa. Dass die ältesten Textilfunde aus verschlungenen Fäden aus Moorgebieten stammen, lässt darauf schließen, dass Stricken als Weiterentwicklung des Netzknüpfens der Fischer mit Maschen und Schlingen entstanden ist. Mützen, Handschuhe und Socken, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, datieren zurück bis in die Bronzezeit. Ihren Nutzen belegt eine Verordnung aus dem Jahr 785: „Damit nicht ihre Unsauberkeit ins Auge falle und Gott beleidige“, sollten Geistliche jener Zeit Strümpfe tragen. Das Handstrickgewerbe bestand auch nach der Erfindung der Strickmaschine im 16. Jahrhundert weiter und wurde vom „zünftigen“ Männerberuf zur Beschäftigung für Frauen und Mädchen, die damit Kleidung für die Familie oder zum Verdienst des Lebensunterhalts herstellten. Das Bedrucken von Stoffen gehört wie das Besticken zu den Techniken, mit denen vorhandene Textilien ästhetisch aufgewertet werden. Die ersten sogenannten Zeug-, also Gewebedrucke, entstanden im 7. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten, der älteste europäische Fund wird auf das 6. Jahrhundert n. Chr. datiert. Zunächst mit Modeln aus Holz, später Blech, wurde die Farbe auf dem textilen

Untergrund aufgetragen. Das Werkzeug zum Sticken wie zum Verbinden von Textilien ist die Nadel, ein von der Eiszeit bis heute nicht wesentlich verändertes Stück Knochen beziehungsweise Metall mit einem Öhr am breiteren Ende. Mit ihr stellten bereits die Steinzeitmenschen Gewebe aus Pflanzenfasern und tierischen Materialien her. Die zierende Sticktechnik, die vermutlich aus China und Indien nach Europa kam, wurde zunächst auf den Säumen von Kleidung verwandt. Im Mittelalter entstanden bestickte Textilien für liturgische Zwecke, aber auch die Gewänder weltlicher Herrscher wurden mit Szenen des Alten und Neuen Testaments verziert. Viele Entwürfe orientierten sich an den Buchmalereien aus Stundenbüchern für christliche Gebete, wobei die Nadelmalereien oft mit Schriftbändern eingefasst waren und als Wort- Bild-Kombinationen ihre Geschichte erzählen. Als wertvollstes Stück Textilkunst des frühen Mittelalters gilt der Teppich von Bayeux, ein riesiger Wandbehang, mehr als 70 Meter lang, der in Bildfolgen den Kriegszug Wilhelm des Eroberers mit der Schlacht bei Hastings zeigt. „Isti mirant stella“ steht gestickt neben einem Stern, der als zeitgenössisches

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