zum Schutz des menschlichen Körpers vor Kälte und Hitze; sie sind aber auch Symbole für Macht und Reichtum und haben neben ihrem Nutzwert eine vielschichtige Bedeutung als Zeichen und Kommunikationsmedium. Mode und Dresscodes markieren in einer nach Schichten wie in einer nach Lebensstilen und Szenen gruppierten Gesellschaft Orientierung und Identität. Der Begriff Textilkunst, der ein breites Spektrum an Material und Technik subsummiert, signalisiert in Abgrenzung zur zeitgenössischen „freien“ Kunst eine Nähe zum Kunstgewerbe und zum Kunsthandwerk, also zur angewandten Kunst – wobei diese wiederum Gegenstand und Motiv zeitgenössischer Kunstpositionen sein kann. Ein Blick auf textile Techniken, ihre Geschichte und ihre Produkte fördert durchaus Material zu Tage, das sich die moderne Kunst seit rund einem Jahrhundert aneignet, indem sie es reflektiert und neu verarbeitet. Dabei kann es sich um Textilien für den alltäglichen Gebrauch handeln, aber auch um Bücher aus China, in denen vor mehr als zweitausend Jahren Schriften und Gemälde auf Seide aufgebracht wurde. Um kunstvolle Stoffe aus den Andenregionen Südamerikas, wo schon in vorkolumbianischer
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Zeit nicht nur Baumwolle, sondern auch die glänzende Wolle der Lamas und Alpakas auf Webstühlen verarbeitet wurde. Um aufwendig genähte Fahnen aus Leinen und Silber, wie sie in Italien bereits im 13. und 14. Jahrhundert entstanden sind, oder um prachtvolle Stickereien, wie sie in England ab dem 11. Jahrhundert von der Kirche beauftragt wurden. All diese Erzeugnisse, die Stoffe oder Gewebe, wurden von den Handwerkern ihrer Zeit mit Hilfe der grundlegenden Technik des handbetriebenen Webstuhls hergestellt. Dazu gehören Wandteppiche oder Altartücher aus Wolle, Leinen oder Seide, Gewebe mit sich wiederholenden Mustern ebenso wie einzigartige Bildteppiche mit heroischen oder biblischen Szenarien. Mit der Erfindung des vollmechanisierten Webstuhls durch Edmond Cartwright im Jahr 1785 wurde Stoff das erste Material, dessen Produktion industriell möglich war. Bis dato waren Textilien, war jeder Fetzen Stoff wertvoll und wurde verwahrt, um bei passender Gelegenheit in ein größeres Ganzes eingefügt zu werden. Neben dem Weben ist das Stricken die zweite Kulturtechnik zur Herstellung eines textilen Gewirks, deren frühzeitliche Verbreitung für asiatische und arabische