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Das ist für ihn das rote Tuch = das regt ihn bis zum äußersten auf, wie das rote Tuch (capa) den Stier, das der Torero im Stierkampf schwenkt. Diese Auffassung beruht auf einen Irrtum. Den Stier reizt nicht die Farbe als solche, sondern die Bewegung des Tu¬ches.

Kurt Krüger-Lorenzen Deutsche Redensarten

„Ich trage immer dasselbe: Bluejeans, weißes Hemd, diese Jacke und so einen Hut ... Ich bleibe also immer so, wie eben ein Hase sich ja auch nicht dauernd umzieht, oder ein Elefant bleibt ein Elefant ... Das ist eine Aktionsform. Das ist praktisch die Entscheidung, dieses Theaterstück, was ich in den frühen 60er Jahren begonnen habe, bis zum Ende durchzuspielen ... Das Leben als Theater, als Schauspiel, als Poesie, als Kunst – und nur das geht ... Alles geht nur durch die Kunst.“

Joseph Beuys (1921 – 1986)
Kleider machen Leute im Gespräch
mit Joachim Rönneper (* 1958)

Patronate der Heiligen: Für fast jeden Beruf, jedes Handwerk, gibt es in der katholischen Kirche eine geistliche Schutzherrschaft, so auch für die Schneider. Zum Beispiel Adam und Eva, bedeckten sie doch ihre Blöße mit Blättern: Kleider von alters her; oder der hl. Johannes der Täufer, dessen Zunge, nachdem er enthauptet wurde, Herodias aus Haß mit einer goldenen Haarnadel durchbohrte. Die Nadel entschied sozusagen über das Patronat für all diejenigen, die mit Nadel und Pfriem, einem nadelartigen Werkzeug, auch Ahle genannt, zu tun haben. Für die Weber steht u.a. die hl. Agatha (von Catania) Pate. Man hielt nämlich bei einem Ausbruch des Aetna ihren Schleier dem Lavastrom entgegen, worauf dieser zurückwich. Ursache ihres Patronats ist der Schleier.

Mit der Bekleidung beginnt Maskerade, das heißt Kultur. Das ist einigermaßen ernsthaft gesagt.

Gerhart Hauptmann (1862 – 1946)

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