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Kinder, in ihrer Einfalt fragen immer und immer: Warum? Der Verständige tut das nicht mehr; denn jedes Warum, das weiß er längst, ist nur der Zipfel eines Fadens, der in den dicken Knäuel der Unendlichkeit ausläuft, mit dem keiner recht fertig wird, er mag wickeln und haspeln, so viel er nur will.

Wilhelm Busch (1832 – 1908) Schmetterling

Trikolore

Deine Unterwäsche, dein Kleid,
deine Strümpfe hängen
an deinem Fenster
wie eine Trikolore ohne Land.
Gehst du am Abend aus,
gewinnst du Land und Länder.

Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen.

Heinrich Mann (1871 – 1950)

textil = «gewebt, gewirkt; Gewebe, Tuch oder Stoffe betreffend». Im 19. Jahrhundert aus gleichbedeutend frz. textile entlehnt, das seinerseits auf lat. textilis «gewebt, gewirkt» beruht. Das Stammwort lat. texere (textum) bedeutet „weben, flechten; fügen“. Text und Textilien hängen also sprachgeschichtlich zusammen. Ein Schal, ein Kleid, ein Hemd – ein Text: ein schöner Zusammenhang. Wer strickt, der schreibt.

Chinesische Weisheit: Wenn du unablässig eine Eisenstange schleifst, kannst du eine Nadel daraus machen.

Nicht nur Schuhe, Kleider, Röcke und Hemden werden genäht. Auch Wunden.

Alles Menschliche hängt an einem dünnen Faden. - Omnia hominum tenui pendent filo.

Ovid (43 v. Chr. -– 17 n. Chr.)

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