dynamisieren das Gemalte oder geben dem die Erweiterung in die dritte Dimension. Guda Koster verbannt den Faden ins Unsichtbare: „Das Wesentliche an dem Faden ist, dass er Teile zusammenhält. Bei mir verschwindet der Faden, lose Enden werden abgeschnitten. Der Faden löst sich im Ganzen auf, zuweilen tritt er noch als Stickerei hervor, aber auch fast unsichtbar.“ Ihre Arbeiten sind formal vertraute Kleidungsstücke, mal als raumgreifende Installation, mal als Einzelobjekte, immer aber - betont auch durch ihre lapidare Präsentationsform - verstörend, weil sie Unzusammengehördendes in formaler Vollendung verbinden und somit in kritischer Weise Welten in ihren Rollenzuschreibungen verbinden. Barbara Thaden geht fast den umgekehrten Weg indem sie Kleidung des Alltags in Kunstobjekte verwandelt: „wir haben die Möglichkeit, ein Objekt mit Energie zu bereichern, wie auch unser Leben und Sein. Ich gehe von Kleidungsstücken aus, die mir besonders gefallen oder die eine für mich wichtige Geschichte haben. Um dieses Kleidungsstück von seiner alltäglichen Rolle loszulösen, erfolgt eine plastische tiefgreifende Veränderungsarbeit.
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Meine Aufgabe ist es, diese verändernde Kraft darzustellen.“ Zu Beginn wird Kleidung vollkommen zugenäht und anschließend u.a. mit Knöpfen, Perlen, Postkarten und Malerei zum Objekt und erschließt ihnen ein neues Sein. Die Idee tätiger Annäherung an Gegenstände, die für die Künstlerin aufgeladen sind verfolgt in ihren Unikatbüchern und Objektkästen auch Pina Delvaux: Zusammensetzung ist auch hier Folge von Auseinandersetzung mit den Themen weiblicher Welten: Identitätssuche, Rollenverhalten, existentielle Ängste. „Ein besonderer Faden ist für mich das Frauenhaar, das in der Fremd- und Selbstwahrnehmung eine determinierende Rolle spielt.“ Beim künstlerischen Umgang mit dem Faden steht die Nähe des Tuns im großen Kontrast zur Distanzmöglichkeit der Methode selbst. Bei Carola Willbrand durchzieht der Faden die gesamte künstlerische Arbeit: sowohl das konzeptionelle Denken (erkennbar an Titeln wie „Fadentheorie“, „Bild des Lebensfadens“, „Ich will das Leben einfädeln“) als auch die tätige Umsetzung in Nähzeichnung und skulpturaler Formung durch Ver-Nähen und formbildendem Umwickeln von getragenen Kleidungsstücken. Häufig porträtiert sie auf ihre Art