bekannten Werken der Weltliteratur oder berühmten Gemälden. Petra van der Steen arbeitet ganz ähnlich, jedoch weniger comic-haft. Sie gibt ihren Arbeiten den oberflächlichen Anschein alter gestickter Sinnspruch-Tücher, persifliert dies indem sie sie wesentlich böser und pointierter füllt: für sie ist der Prozess wichtig: „Der langsame Prozess des Nähens und Stickens - für diese Art der Kunst benötige ich viel Geduld und Konzentration, sie ist ein kontemplativer meditativer Prozess. Ein Material, das eher sanft ist, aber das, was man damit äußert, muss gar nicht sanft sein!“ Bei Itie Langelands Arbeiten geht diese Verstärkung des Ausdrucks ins Relief über: „Für mich sind Faden und Stickereien wie für den Maler die Farben. Sie sind mein Material, das was mir am meisten liegt. Mit Stoffen fing ich an, weil ich einen anderen Träger für meine Fotografie suchte, sanftes Trägermaterial.“ Darüber hinaus verstärkt natürlich die „liebliche“ Ausstrahlung der Stickerei den starken Kontrast zum fotografischen Motiv ihrer Arbeit: die Auseinandersetzung mit Menschen mit einem abweichenden Äußeren. Das Verbinden unterschiedlicher, fast gegensätzlicher Materialien in im weitesten Sinne collagierender Form macht
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häufig die Verwendung des Fadens unumgänglich. So entstehen bei Gudrun Klebeck spannende Bildflächen, oberflächlich als Malerei wahrnehmbar: „Ich fotografiere, drucke ab und setze das Gefundene in kontraststarke Siebdrucke oder Laserprints auf Textil um. Ausschnitte daraus, reduziert bis zur Mehrdeutigkeit, setze ich in monochrom gemalte Leinwände ein. Dazu werden aus den Leinwänden Segmente ausgeschnitten und die Textildrucke per Naht implantiert – ein Vorgang, bei dem sich eine Interferenz zweier Bildebenen ergibt: Der reinen Malerei füge ich so zunächst fremd erscheinende Elemente hinzu, die diffusen Bildraum in eine klare Komposition einbinden, auf der Zeichenebene aber die Offenheit aufnehmen.“ Ihre (Nähmaschinen-) Naht wird so einmal mehr zur Metapher für eine Einheit von Grenze und Verbindung. Derbe Alltagsmaterialien unterschiedlicher Herkunft und Einfärbung (Postbeutel, Pritschenplanen, Markisen oder Ähnliches), montiert Günter Schuster mit typografischen Elementen und Ösen, Laschen sowie Schnallen zu zeichenhaft archaisch anmutenden Assemblagen, die bei näherer Betrachtung kompositorische Prinzipien der klassischen