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seine Wirklichkeit und vermag ihr Sinn zu verleihen. Symbole berühren und inspirieren uns. Sie begegnen uns überall in der Alltagswelt, in Kunst, Kultur und Religion, in politischen Kampagnen, in der Werbung, in Filmen, in den Mythen und Märchen der Welt und ebenso in unseren Träumen. Alle wichtigen Ereignisse im menschlichen Leben werden begleitet und gestaltet von Symbolen und symbolischen Handlungen. Auch wenn unsere Welt scheinbar so technisch und rational geworden ist, ist sie durchwoben von uralten Symbolen, Mythen und Bildern. Symbolerfahrung, Symbolschaffung und Symbolverständnis gehören wesentlich zum Menschen. Moderne Theorien über Sinn und Bedeutung des Symbolischen korrespondieren wesentlich mit den Entdeckungen von Carl Gustav Jung. Im Verständnis der Analytischen Psychologie C.G.Jungs sind Symbole Projektionsträger für unbewusste seelische Inhalte. Symbole tragen als Bilder Botschaften an das Bewusstsein. Sie vermögen sehr komplexe Bedeutungszusammenhänge ins Bild zu setzen. Symbole in Mythen und Märchen In der Mythologie der alten Griechen symbolisiert der Faden das Leben des Menschen.

Drei mächtige Göttinnen, die drei Moiren, spannen den Lebensfaden eines jeden Menschen und teilen ihm sein Schicksal zu.: Klotho spann den Lebensfaden, Lachesis erhielt den Faden und schützte ihn, und Atropos, die Unabwendbare, trennte ihn wieder auf und bestimmte so den Zeitpunkt des Todes. Bei den Römern sind es die Parzen, bei den Germanen die Nornen. Das Spinnen und Weben der Schicksalsfäden der Menschen gehörte zum Tätigkeitsbereich der frühen Göttinnen, und so hieß es, die Frauen erlernten die Kunst des Spinnens und Webens von den großen Göttinnen und Urmüttern der Frühzeit. In den griechischen sagen wird von einem berühmten Faden erzählt, mit dessen Hilfe eine Frau das Leben eines Mannes retten half: der Faden der Ariadne. Ariadne, die Tochter des Königs Minos von Kreta, verliebte sich in den Athener Theseus, der zusammen mit anderen als Tributpfand von Athen nach Kreta geschickt war. Sie sollten dem Ungeheuer, dem Minotaurus geopfert werden. Bislang hatte noch keiner aus den verschlungenen Gängen des unterirdischen Labyrinths, wo der Minotaurus hauste, hinausgefunden. Mit Hilfe des Fadens, den ihm Ariadne gab, gelang es Theseus, nachdem er den Minotaurus

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